Worauf
ist bei der tauchmedizinischen Untersuchung und Beratung besonders zu achten?
Eine tauchmedizinische Untersuchung und Beratung sollte den
kompletten Umfang einer vollständigen sportmedizinischen Untersuchung einschließlich
ausführlicher Anamnese (Erfragung früherer Krankheiten), klinischer Untersuchung,
Lungenfunktionsuntersuchung, Ruhe-EKG, Belastungsuntersuchung, Anthropometrie und
abschließende Beurteilung und Beratung sowie gegebenenfalls auch eine
Röntgenuntersuchung der Lunge umfassen.
Die Untersuchung muss dabei dem erhöhten
Gefährdungspotential des Tauchenden Rechnung tragen; so ist die gleiche Erkrankung bei
verschiedenen Sportarten unterschiedlich zu bewerten: Einem Fußballspieler, der bei einem
Anfall von Herzrasen (plötzlich auftretende Herzrhythmusstörungen) bewusstlos
zusammenbricht, droht von der Umgebung kein zusätzliches Risiko, und ihm wird in der
Regel vom Spielfeldrand rasch Hilfe geleistet werden können; einem in großer Tauchtiefe
mit der gleichen Erkrankung bewusstlos werdenden Taucher droht Ertrinken, und wirksame
Hilfe wird hier selbst vom Tauchbegleiter kaum geleistet werden können. Dieser
Unterschied ist bei der Bewertung aller anamnestisch erfragter und klinisch oder technisch
erhobener Befunde zu berücksichtigen.
Bei der Erhebung der Krankheitsvorgeschichte ist
insbesondere auf Schwindelsymptome, vegetative Symptome, Sehstörung, Hörminderung,
neurologisch auf Nervenkrankheiten und psychische Auffälligkeiten einschließlich
Depressionen oder Selbstüberschätzung zu achten. Zu berücksichtigen sind auch Angaben
über Medikamenteneinnahme und wesentliche Grunderkrankungen (wie Bluthochdruck oder
Diabetes). Im internistischen Bereich sind es außerdem Lungenerkrankungen, insbesondere
Lungen- oder Rippenfellverschwartungen, Lungenemphysem und asthmatische Erkrankungen.
Bei der klinischen und technischen Untersuchung sind
insbesondere Lungenerkrankungen einschließlich asthmatischer Erkrankungen sowie
Herzerkrankungen (wie Herzkranzgefäß- erkrankungen, höhergradige
Herzrhythmusstörungen, anfallsweises Herzjagen, verminderter Puls, Störungen der
Erregungsausbreitung im Herzen, Zeichen der verminderten Herzmuskeldurchblutung oder
alte Infarktnarben bei Herzkranzgefäß-Erkrankungen) Gründe für eine fehlende
Tauchtauglichkeit.
Auch auf eine ausreichende psychische Stabilität sollte -
bei aller Schwierigkeit der Abschätzung in einer ärztlichen Untersuchung - wegen der
bedeutsamen Reaktion in kritischen Lagen (Panikreaktion) Wert gelegt werden.
Im Falle von Tauchunfällen ist das sofortige Heranziehen
eines tauchmedizinisch erfahrenen Arztes unbedingt anzustreben: Neben Maßnahmen der
Ersten Hilfe mit Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf sind insbesondere
tauchmedizinisch spezifische Behandlungsverfahren in der angestrebten Therapie zu
berücksichtigen, wie dies die Sauerstoffüberdrucktherapie darstellt: Ihre wesentlichen
Wirkprinzipien sind die Verkleinerung von Gasblasen bei der Dekompressionskrankheit durch
die Druckerhöhung sowie die Versorgung von - infolge einer Gasembolie -
sauerstoffminderversorgten Gewebes durch Atmen reinen Sauerstoffs unter erhöhtem Druck
mit massiver Erhöhung des Sauerstoffdruckgefälles zwischen Blut und zu versorgendem
Gewebe.